Rating, Kurs und Zinsen von Anleihen
Anleihen zählen aufgrund der vereinbarten Verzinsung und ihren im Vergleich zu Aktien in der Regel geringeren Kursschwankungen zu den vergleichsweise sicheren Anlageinstrumenten. Doch ohne Risiken kommt auch diese Anlageklasse nicht aus.
Dem Rating kommt bei der Auswahl verzinslicher Wertpapiere eine besondere Bedeutung zu. Denn das Rating ist die zentrale Kennzahl für die Bonität des Anleiheemittenten und hat unmittelbare Auswirkung auf den Kurs, die Zinsen und Rendite der Anleihe.
Mit dem Erwerb einer Anleihe besteht neben dem Kurs- und Zinsänderungsrisiko auch die potenzielle Gefahr, dass der Emittent seine Verpflichtung hinsichtlich Zins- und Kapitalrückzahlung gegenüber dem Gläubiger gar nicht oder nicht fristgerecht erfüllt. Dieses sogenannte Ausfallrisiko wird mit dem Rating beziffert.
Rating und Ausfallwahrscheinlichkeit
einer Anleihe
Die Bonität oder Kreditwürdigkeit eines Schuldners wird von professionellen Ratingagenturen wie Moody's, Standard & Poor's oder Fitch unter Einsatz mathematisch-statistischer Berechnungsverfahren ermittelt und mit Ratingcodes zwischen AAA (Triple A) für höchste Bonität bis D (zahlungsunfähig) beziffert.
Diese Ratings quantifizieren die Wahrscheinlichkeit, dass ein entsprechender Schuldner über die nächsten fünf Jahre in Zahlungsverzug gerät. Die Bestbewertung AAA kommt einer Ausfallwahrscheinlichkeit von 0,15 Prozent über einen Fünfjahreszeitraum gleich, bei einer Anleihe der Ratingklasse BB beläuft sich die Wahrscheinlichkeit eines Kreditausfalls bereits auf rund 9,5 Prozent. Eine BB-Anleihe ist also mit dem mehr als 60-fachen Ausfallrisiko eines Rentenpapiers mit erstklassiger Bonität behaftet.
Mehr Zinsen bei höherem Ausfallrisiko
Um sich am Kapitalmarkt trotz schlechter Kreditwürdigkeit mit Geldmitteln versorgen zu können, muss ein Emittent mit einem niedrigen Rating durch entsprechend große Zinsaufschläge einen Ausgleich für das höhere Ausfallrisiko schaffen.
Schuldner mit einem guten Rating haben hingegen keinerlei Probleme mit der Fremdmittelbeschaffung, weswegen AAA-Anleihen zumeist über einen Zinskupon unweit des sogenannten Interbanken-Zinssatzes verfügen, also dem Zinssatz, zu dem Banken auch untereinander Kredite vergeben. Die Bonität eines Emittenten bestimmt somit den Kreditaufschlag oder Credit Spread, den Schuldner im Vergleich zu als quasi risikofrei eingestuften Referenzanleihen höchster Bonitätsklasse, in der Regel Staatsanleihen mit einem AAA-Rating, zahlen müssen.
Veränderung des Ratings beeinflusst Kurs von Anleihen
Die Renditedifferenz kann sowohl in einem höheren Zinskupon für die stärker risikobehaftete Anleihe als auch im Kurs der Anleihe Ausdruck finden. Auf diesem Weg kann sich die Renditespanne auch während der Laufzeit einer Anleihe verändern, indem der Anleihekurs auf eine Revision der Bonitätseinstufung des Emittenten reagiert. So steigt im Fall einer Verbesserung des Ratings aufgrund wachsender Nachfrage von Seiten der Investoren in der Regel langfristig der Kurs einer Anleihe.
Deutlich zeitnahere Auswirkungen auf den Kursverlauf hat eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch eine Ratingagentur. In der Regel können hier bereits am Tag der Ankündigung der Ratingmigration aufgrund verstärkter Verkaufsaktivitäten signifikante Kursbewegungen nach unten verzeichnet werden.
Diese häufig unmittelbare Reaktion des Anleihekurses auf eine negative Änderung der Bonitätseinstufung erklärt sich durch das hohe Engagement institutioneller Investoren am Rentenmarkt. Aufgrund gesetzlicher oder interner Anlagevorschriften sind diese zumeist verpflichtet, ausschließlich Titel mit guter bis sehr guter Bonitätsnote, sogenannte „Investment Grade"-Anleihen, in ihrem Portfolio zu führen.
Im Fall einer Herabstufung des Emittenten aus dem anlagewürdigen Bereich in eine spekulative Bonitätsklasse sind institutionelle Anleger verpflichtet, diese Bestandspapiere zu veräußern.
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