Schuldscheindarlehen
Schuldscheindarlehen haben sich insbesondere in der jüngsten Vergangenheit neben dem Bankkredit und der Unternehmensanleihe als alternative dritte Säule der langfristigen Fremdfinanzierung für Unternehmen etabliert. Während der Darlehensnehmer von gegenüber Anleihen geringeren Transaktionskosten profitiert, können Anleger als Darlehensgeber von einem über der Kapitalmarktrendite liegenden Zinssatz Nutzen ziehen.
Doch der Sektor ist in Bewegung: Dominierten in der Vergangenheit deutsche Emittenten den Schuldscheinmarkt, entdecken mittlerweile auch zunehmend ausländische Unternehmen die Vorzüge des ursprünglich typisch deutschen Finanzierungsinstruments. Auch 2019 setzt sich der Trend zur Internationalisierung fort, erstmals machten im vergangenen Jahr Schuldscheinemissionen von ausländischen Unternehmen die Hälfte der Transaktionen auf dem Markt aus. Die Anleger begegnen diesem Wandel mit einiger Skepsis und verschmähen internationale Emittenten insbesondere aus gewissen Weltregionen.
Was ist ein Schuldscheindarlehen?
Bei Schuldscheindarlehen, häufig verkürzt auch Schuldschein genannt, handelt es sich um anleiheähnliche Großdarlehen an Kreditnehmer wie Industrieunternehmen oder auch die öffentliche Hand. Während Anleihen auch von Emittenten mit schwacher Kreditwürdigkeit begeben werden können, erfordern Schuldscheindarlehen vom Kreditnehmer eine Mindestbonität. Die Vergabe der Schuldscheindarlehen verläuft zudem anders als bei Anleihen außerhalb des organisierten Kapitalmarktes, anschließend werden Schuldscheine nicht über die Börse gehandelt. Der als Schuldschein ausgestellte Kreditvertrag dient als Beleg für die Forderung des Kreditgebers und beinhaltet sowohl die Rückzahlungsverpflichtung als auch die vereinbarten Zinszahlungen.
Gewährt werden Schuldscheindarlehen von Kapitalsammelstellen wie Banken, Sozialversicherungsträgern oder Versicherungsgesellschaften, häufig mit einem zwischengeschalteten Vermittler in Form eines Kreditinstitutes, welches als Kreditgeber auftritt und den Kreditvertrag abschließt.
Internationalisierung des Schuldscheinmarktes - Chance und Herausforderung
Schuldscheindarlehen als Fremdfinanzierungsinstrument erfreuen sich bei deutschen Anlegern insbesondere aufgrund der implizit guten Bonität des emittierenden Unternehmens recht großer Beliebtheit. Die zunehmende Globalisierung des Marktes trifft bei den Investoren jedoch eher auf Vorsicht als auf Enthusiasmus. Bloomberg News befragte diesbezüglich vor einiger Zeit 30 Schuldscheinkäufer – die Umfrage ergab eine deutliche Präferenz für Emissionen aus der DACH-Kernregion Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Rund 87 Prozent der Befragten standen Transaktionen außerhalb des DACH-Gebietes für mindestens eine Region ablehnend gegenüber. Am häufigsten äußerten die Käufer Bedenken im Hinblick auf Emittenten aus dem Nahen Osten, gefolgt von Osteuropa, Südeuropa, Asien und den Vereinigten Staaten.
Aus Sicht der Spezialisten der MERKUR PRIVATBANK ist die Zurückhaltung der Investoren insbesondere der mangelnden Vertrautheit mit den relativ neuen Zugängen auf dem Markt geschuldet: Die ausländischen Emittenten insbesondere aus DACH-fernen Regionen sind für hiesige Schuldscheinkäufer schwerer einzuschätzen. Doch auch außerhalb von Deutschland, Österreich und der Schweiz warten interessante Anlagemöglichkeiten. Hier lassen sich erste Vorbehalte gegenüber internationalen Transaktionen gegebenenfalls mithilfe von soliden Emittenten aus Ländern mit stabilen rechtlichen Rahmenbedingungen und guten Länderratings abbauen. So lassen sich die neuen Chancen auf dem zunehmend internationalen Schuldscheinmarkt nutzen, ohne unüberschaubare Risiken einzugehen.
Schuldscheinrechner
Rechtlicher Hinweis: Alle Angaben und Berechnungen sind ohne Gewähr.
Typische Eckdaten eines Schuldscheins
- Laufzeiten zwischen zwei und zehn Jahren
- Zinssatz zwischen 0,25 und 0,5 Prozentpunkte über vergleichbaren Anleihen
- Volumen beträgt in der Regel zwischen 50 und 100 Millionen Euro
- Schuldscheindarlehen werden gestückelt angeboten
- keine Platzierung am offenen Kapitalmarkt, spart die Emissionskosten
Vor- und Nachteile von Schuldscheindarlehen
Vorteile | Nachteile |
Niedrige Kosten (ca. 1,0 – 2,0 % des Darlehensbetrages) | Hohe Bonität des Kreditnehmers erforderlich |
Kein externes Rating notwendig | Zinssätze oft über Anleihezinssatz |
Geringer Darlehenssummen notwendig um das Mindestvolumen für die Ausgabe der Schuldscheine zu erreichen | Feste Laufzeiten, keine Möglichkeit vorzeitig das Schuldscheindarlehen zu tilgen |
Zugang auch ohne Börsenzulassung und Emissionsfähigkeit | Nicht über die Börse handelbar |
Laufzeiten können in Tranchen aufgeteilt werden. |
Schuldscheine als Alternative für KMU
Anleihen sind für einige Unternehmen nicht interessant, denn sie sind in erster Linie zur Finanzierung einer größeren Investition nicht rentabel genug und verursachen zudem noch hohe Kosten. Der Kostenaspekt ist gerade für kleine und mittelständische Unternehmen aber auch öffentliche Betriebe ein wichtiger Punkt. Die Voraussetzung um ein Schuldscheindarlehen zu bekommen liegt in der ausgezeichneten Bonität des Antragstellers. Mit dem Schuldscheindarlehen können Unternehmen und Betriebe sich für einen langfristigen Zeitraum mit fremden Kapital versorgen.
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